Sprachentwicklung bei Kindern: So lernen Kinder das Sprechen

Sprachentwicklung bei Kindern: So lernen Kinder das Sprechen

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Die Sprache ist bekanntermaßen das Tor zur sozialen Welt und eine wichtige Basis für unser Miteinander. Mit Hilfe von Sprache äußern wir unsere Bedürfnisse, Sorgen und Ängste. Schon bereits als Neugeborenes kommunizieren und äußern Babys ihre Bedürfnisse durch Schreien. Später verknüpfen Kinder Wörter mit (Sinnes-)Erfahrungen und erlernen das Sprechen schließlich durch aktive Sprache mit Menschen.

Wie auch in allen anderen Bereichen entwickeln sich Kinder komplett unterschiedlich, dennoch gibt es einige Möglichkeiten, wie wir Eltern das Bedürfnis nach Sprache unserer Kinder fördern und unterstützen können.


Wie lernen Kinder das Sprechen?

Grundsätzlich lernen unsere Kinder den Spracherwerb aus ihrem Umfeld und ihren Erfahrungen. Unsere Kleinsten lernen sogar schon vor der Geburt – noch im Mutterleib – denn ab der ca. 20. Schwangerschaftswoche können unsere Babys die Außenwelt wahrnehmen und hören. Sind unsere Babys auf der Welt, lernen sie schließlich die Aussprache. Die Entwicklung ist dabei sehr verschieden und abhängig von verschiedenen biologischen sowie genetischen Faktoren. Wichtig dabei ist die permanente Außenwirkung – ohne Reize von Außen würden unsere Kinder nicht sprechen lernen.


Sprachentwicklung von Kindern nach Alter: Übersicht als Tabelle

Wir alle sollten unsere Kinder nicht vergleichen und uns nicht zu stark an Statistiken orientieren. Auch wenn euer Kind sprachlich nicht dem Durchschnitt entspricht, heißt das noch lange nicht, dass es eine Sprachstörung entwickelt. Die allermeisten Kinder holen den Wortschatz bis zum 3. Lebensjahr nach – und auch später gibt es Ausnahmen. Dennoch kann ein grober Überblick interessant sein, wie weit Kinder sprachlich im jeweiligen Alter sind.


Alterpassiver Wortschatzaktiver Wortschatz
bis 6 Monatenoch nicht vorhandenBrabbeln / Lallen
6 – 12 Monatehält Blickkontakt, fängt ggf. an den Kopf zu schütten, nickt, zeigt auf Dingemehrsilbige Laute, verbinden von Konsonanten, ggf. Imitieren
12 – 18 Monate / ab 1 Jahrbeginnt damit, Worte Gegenständen und Menschen zuzuordnenEinwortsätze, z.B. „Mama“, „Da“
18 – 24 Monate / ab 1,5 Jahrekann einfache Aufforderungen verstehen und ausführenspricht erste Adjektive + Verben,
24 – 30 Monate / ab 2 Jahrebeginnt damit, Präpositionen zu verstehenMehrwortsätze, z.B. „Hut auf Kopf“
30 – 36 Monate / ab 2,5 Jahreversteht Personalpronomenspricht Personalpronomen, benennt Grundfaben,
ab 36 Monate / ab 3 Jahreversteht komplexere Anweisungen „Kannst du bitte die blaue Hose aus deinem Zimmer holen?“permanent wachsender Wortschatz, umfangreichere Sätze
Sprachentwicklung von Kindern: Tabelle


Kann das Sprechen gefördert werden?

Natürlich ist es so, dass sich unsere Kinder in allen Bereichen in einem unterschiedlichen Tempo entwickeln – die einen sprechen sehr früh, die anderen lassen sich Zeit und beginnen erst später ihre ersten Sätze zu sprechen. Niemand sollte sich Sorgen machen, wenn andere Kinder deutlicher sprechen als das eigene. Dennoch gibt es einige Tipps, mit denen wir unsere Kinder spielerisch sprachlich fördern können.

Figuren bzw. Spielzeug als Basis und Hilfestellung nutzen

Vielen kommt das sicher bekannt vor: Man spricht dem Kind vor, bittet es nachzusprechen und dann kommt erstmal nichts. Viele unserer Kinder mögen Drucksituationen verständlicherweise nicht, vor allem dann, wenn sie gerade lernen, dass sie ein selbstständiges Individium mit eigenem Willen sind. Deswegen ist es nützlich, verschiedene Hifsmittel zur Sprachförderung einzusetzen, für das sich das Kind interessiert – nämlich Spielzeug. So fördert ihr nicht nur die Bindung zu eurem Kind, sondern helft ganz spielerisch dabei, den Wortschatz zu erweitern. Stellt das Spielzeug oder die Figuren der Reihe nach auf und erzählt eurem Kind etwas darüber.


(Anlaut-)Paare bilden und benennen

Ein wirklich hilfreicher Tipp zur Sprachförderung ist das Sortieren von Gegenständen, die mit den gleichen Lauten beginnen. Nehmt dazu Gegenstände, Bilder oder Spielzeug (meist interessanter für die Kinder), die die gleichen Laute haben.

Beispiele sind:
Sch„: Bildet dafür ein Paar aus einer Schlange und einem Schwein.
F„: Bildet ein Lautpaar aus einem Frosch und Fisch.
M„: Ein Paar aus „Maus“ und „Maulwurf“

Betont dabei am besten die Laute, vielleicht auch singend, laut und leise oder mit verzerrter Stimme. „Schhhhhhlange / Schhhhhwein“ und lasst es von eurem Kind nachmachen.


Mit Reimen die Sprache fördern

Eine richtig tolle Methode, die Spaß macht und gleichzeitig das Sprechen fördert, sind Reime. Kinder lieben bekanntermaßen Reime und so klappt dieses Lernspiel wunderbar, um neue Wörter zu lernen.

Bildet dafür wieder Paare aus euren Figuren, Gegenständen oder Bildern. Diesmal sollten sich die Wörter reimen, wie z.B.:

Haus“ und „Maus
Hose“ und „Rose
Nase“ und „Hase
Socke“ und „Glocke
Baum“ und „Raum

Ihr könnt so richtige Lieder kreiieren und ihr werden überrascht sein, wie viel Spaß es euren Kleinen machen wird! Eine tolle Motivation, um sprechen zu lernen!


„Late Talker“ – wenn dein Kind später zu Sprechen beginnt

Auch wenn jedes Kind sein eigenes Tempo hat, gibt es Kinder, die gegenüber dem Durchschnitt relativ spät zu Sprechen beginnen, in anderen Bereichen aber völlig durchschnittlich weit entwickelt sind: Als „Late Talker“ bezeichnet man Kinder, die mit 2 Jahren in etwa weniger als 50 Wörter sprechen oder keine Zweiwort-Sätze bilden. Meist ist das kein Grund zur Sorge – die meisten Kinder holen das Sprechen bis zum 3. Geburtstag auf.

Seid ihr euch unsicher, sprecht mit eurem Kinderarzt bei der U7a über die eventuelle Sprachverzögerung – manchmal liegt auch eine Hörstörung vor. Grundsätzlich ist das Wichtigste immer, dass euer Kind glücklich ist – sollte es Einschränkungen aufgrund der Sprachverzögerung haben, könnte man den Besuch bei einem Logopäden andenken.